Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde

Leipzig-Knauthain

Hoffnungskirche Knauthain

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Kaum ein anderes Gebäude dieser Region birgt die wechselvolle Geschichte ihrer Ortslage in einer ähnlichen Weise in sich, wie diese Kirche: die Symbolik der Einwohner aus vorchristlicher Zeit ebenso, wie die Religiosität und den Aufbauwillen der ersten deutschen Siedler, das Patronatswesen der Landesherrn, wie den Umbruch mit beginnender Verstädterung, die Kriegsnarben und die Gängelung der Kirche während kommunistischer Diktatur. Alle diese Zeiten stehen unter dem Namen, den diese Kirche seit ihrem Wiederaufbau trägt.

Den Standort wählten die deutschen Siedler am beginnenden 12. Jahrhundert sorgfältig aus. Sie errichteten ihre Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rundling der Slawen, vermutlich auf einer ihrer alten Kultstätten. Jedoch fügten sie in ihren schlichten, romanischen Bau Teile der slawischen Symbolik geschickt mit ein. So hat sich bis heute ein Portal aus jener Zeit erhalten, das im Kapitell seiner rechten Säule ein Pentagramm trägt. Dieses Drudenfuss genannte Zeichen sollte bösen Geistern das Überschreiten der Schwelle verwehren. Etwas versteckt als Hintereingang der heutigen Kirche, wartet dieser Schatz auf Ihre Entdeckung. Schon beim Bau der jetzigen Kirche im Jahr 1846 hat man dieses Portal der Vorgängerkirche als etwas besonderes erkannt und in den Neubau hinübergerettet.

Das Gewände - die nach innen schräg zulaufenden seitlichen Laibungen - weist mit den Säulen die für diese Bauepoche typische Staffelung auf. Den oberen Abschluss der Säulen bilden, ebenfalls ganz typisch für diese Zeit, reich verzierte Würfelkapitelle. Das Linke zeigt ein Rankwerk aus Eichenlaub, das Rechte den erwähnten Drudenfuss. Überspannt wird das Portal von einem sich am Gewände orientierenden, halbkreisförmigen Bogen (Archivolte). Der Tympanon (Fläche zwischen Bogen und Türoberkannte) ist mit dem Relief eines Vortragekreuzes (Prozessionskreuz) geschmückt. Die Formensprache des heutigen Kirchbaus aus der Zeit des Historismus greift ganz eindeutig auf diese romanischen Gestaltungselemente zurück, womit das Portal auch zur Identität der aktuellen Kirche gehört.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts reichte die romanische Kirche, trotz zahlreicher Veränderungen für die nun stark anwachsenden Einwohnerzahlen nicht mehr aus und man entschloss sich zu einem Neubau. Damit beauftragt, entwarf der junge Leipziger Architekt Ernst Wilhelm Zocher einen spätklassizistischen Baukörper in romanisierender Formensprache mit einem achteckigen Kirchenschiff und einem gotisch anmutenden Turmaufsatz. Er kopierte dabei nahezu plagiativ die Dorfkirche von Lichtenberg bei Pulsnitz. Dennoch entstand mit dem 1846 geweihten "Emporen- Oktogon" eine lichtdurchflutete faszinierende Hülle für protestantische Gottesdienste. Auch die Gutsherren, als Kirchenpatrone jener Zeit, hinterließen ihre Spuren bis in unsere Tage. So sind zwei Grabplatten im Kirchenschiff und ein handgeknüpfter Wandteppich der Gemahlin des Grafen von Hohentha erhalten.

Am 20.Februar 1944 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff schwer getroffen und brannte völlig aus. Nur das, die Emmausjünger zeigende Altarbild und der bereits erwähnte Teppich konnten aus der brennenden Kirche gerettet werden. Unter den Zwängen der Nachkriegszeit begann der Wiederaufbau 1951. Der schlanke Turmaufbau konnte mit den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen im sozialistischen Regime nicht wieder aufgebaut werden. Der ehemals mit einem zweigeschossigen Kanzelaltar und einer umlaufenden Empore aufwendig ausgestaltete Innenraum stellt sich heute sehr schlicht dar. Faszinierend ist die, zu dem im Zentrum stehenden Taufstein ausgerichtete, Bestuhlung. Akzente setzen die Messingblech-Installationen über dem Ausgang und oberhalb des Altars. Nach der Wende konnten einige positive Veränderungen umgesetzt werden. So wurden die mit einem provisorschen Charme ausgestatteten Sakralmöbel (Altar, Lesepult und Taufstein) durch Neue ersetzt, der Eingangsbereich behindertengerecht ausgebaut, die Kirchendecke im Jahre 2008 neu gestaltet und der Innenraum renoviert. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Pfarrhaus und das s.g. Kantorat, für das ein Ersatzbau geplant ist. Der Neubau wird die sonst sehr begrenzten Räume der Gemeinde zweckmäßig und bedarfsgerecht ergänzen.


Dorfkirche Rehbach

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Inmitten des Rehbacher Angers, bilderbuchartig umrahmt von zahlreichen Bauernhöfen, erhebt sich die Dorfkirche zu Rehbach. Sie ist eine Chorturmkirche, die mithin einen Bautyp verkörpert, wie er seit dem hochmittelalterlichen Landesausbau in Nordwestsachsen gebräuchlich war. Gleichwohl scheint die älteste Bausubstanz erst im Spätmittelalter entstanden zu sein, worauf die großformatigen Sandsteinblöcke in den östlichen Langhauswänden hinweisen. Der Gesamteindruck der Kirche ist freilich barock und wird von dem hohen achteckigen Turmaufsatz mit geschweifter Haube und aufgesetzter Laterne bestimmt. Eine Inschrift von 1705 weist auf einen durchgreifenden Umbau hin, die sich auf die Erhöhung des Turmes, die Vergrößerung der Kirchenfenster und eine Verlängerung des Schiffes nach Westen beziehen dürfte.

Das Kircheninnere beeindruckt durch seine geschlossene Ausstattung. Noch der Barockzeit gehört der hohe Portikuskanzelaltar aus der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts an. Qualitätvoll ist die Anordnung der monumentalen Säulen, die von einem beherrschenden Sprenggiebel überfangen sind und den geschnitzten Kanzelkorb flankieren. Seitlich des Altars zeigen zwei Nischen die Lindenholzfiguren von Moses und Johannes dem Täufer, die den Alten und den Neuen Bund ankündigen: Moses hält die Gesetzestafeln, Johannes weist mit seiner Rechten nach oben auf Christus, der im Plafond der Decke dargestellt ist. Beide Skulpturen entstanden zeitgleich mit dem Altar und beeindrucken durch ihre lebhafte Gestik. Das hölzerne Taufbecken mit Schnitzwerk stammt aus dem beginnenden 19. Jahrhundert.

Die Fenster der Kirche leuchten in einer besonderen Farbenpracht. Während die vier Fenster des Kirchenschiffes die Evangelisten abbilden, wird im Fenster an der südlichen Chorwand die Weihnachtsgeschichte dargestellt. Die dreiseitige Empore, die im Bereich der Orgel leicht vorschwingt, fügt sich mit ihren Brüstungspanelen gut in den barocken Gesamteindruck des Innenraumes ein, auch wenn ihre gusseisernen Säulen verraten, dass sie erst nach 1850 hinzugekommen sind.

2005 wurde die jüngste Außensanierung des Gotteshaus realisiert. In den Jahren 2009-2015 wurden umfassende Renovierungsarbeiten im Kircheninneren und die Restaurierung der Orgel durchgeführt.


Andreaskapelle

Von all unseren Kirchen enthält die Andreaskapelle die älteste Bausubstanz. Bereits bei einer Denkmalinventarisierung 1894 fielen die Übereinstimmungen zwischen dem sorgfältig aus Bruchsteinmauerwerk gearbeiteten Rundbau im Westteil der Kirche und der Kapelle in der Groitzscher Wiprechtsburg auf. In beiden Bauten spiegeln sich die engen Verwandschaftsverhältnisse Wiprechts II. von Groitzsch, einer der schillerndsten Figuren des Mittelalters, zur böhmischen Herzogsfamilie wieder, mit der ganz ähnliche Rundbauten des späten 11. und frühen 12. Jahrhunderts in Böhmen verbunden sind. Wiprecht war mit Judith, einer Tochter des böhmischen Herzogs Vladislav II. verheiratet, und dürfte den Bautyp der Rotunde gewissermaßen als Familienstil in seinen eigenen Herrschaftbereich übernommen haben.

Offenbar war Knautnaundorf gegen Ende des 15. Jahrhunderts im Zuge von spätmittelalterlichen Bestrebungen zur Intensivierung der Kirchlichkeit auf dem Lande zum Pfarrdorf geworden. Der ursprünglich nur für herrschaftliche Belange vorgesehene Gottesdienstraum reichte nicht mehr aus. Man behalf sich, indem man die Apsis niederlegte und an ihrer Stelle einen einfachen Saal mit polygonal geschlossenem Chor anfügte, dem heutigen Gemeindesaal. 1719-21 erfolgten weitere Veränderungen, indem die Fenster des Saales vergrößert wurden und der Rundbau einen achteckigen Turmaufbau erhielt.

Neuere archäologische Ausgrabungen zwischen 1959 und 1967 lassen auf eine Entstehungszeit spätestens um 1100 schließen. Im Zuge dieser Untersuchungen entstand ein Rekonstruktionsversuch von Wiprechts Rundkapelle. Dabei gelang es, die ursprüngliche Baugestalt der Knautnaundorfer Kapelle zu präzisieren: Grundriss der Apsis, der sich auf einem Zweidrittelkreis mit dem zylindrischen Baukörper des Kirchenschiffes überschneidet. Im Westen, gegenüber der Apsis, galt der Bestand einer hölzernen Herrscher-Empore als wahrscheinlich. In den siebziger Jahren des 20.Jahrhunderts wurde dann auf Grundlage der Bauuntersuchungen ein Umbau der Kirche begonnen. Dabei ging die Entwicklungsgeschichte der Kirche bis dahin verloren, die aber hier nicht ganz unerwähnt bleiben soll. Letztendlich entstand mit der Wiederherstellung des Rotundeninneren, des Chorbogens wie der Apsis und der hölzernen Empore ein intimer Innenraum, der durchaus etwas von dem geistigen Leben und der Spritualität des Hochmittelalters wiederzugeben vermag.

2011 fand sich im Archiv der Andreaskapelle eine Taufschale aus dem Jahr 1721. Die Inschrift der Schale ist aus Markus 16,16: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden. Auf einem angefertigtem Ständer fand die aufgearbeitete Schale ihren Platz und wird hoffentlich oft mit dem Wasser einer Taufe gefüllt sein...


Die Kirchen